Tätendorf-Eppensen, Lüneburger Heide, 3. und 4. Mai 2025

Fast auf den Tag genau ein Jahr später hatte sie uns wieder, die Obstscheune in Tätendorf-Eppensen. Sie war der Ausgangspunkt, Treffpunkt und Dreh- und Angelpunkt unserer Mal-Erkundungen in die frühlingshafte, teils rapsgelbe Landschaft. Eingeladen hatten Antje Gilland und ich.

In diesem kurzen Bericht möchte ich dir gern einen Einblick geben, was wir an diesem Wochenende alles erlebt haben.

Tag 1: Samstag

Getroffen haben wir uns – wir waren insgesamt 10 Malbegeisterte – am Samstag um 10 Uhr in der Obstscheune. Das Wetter war sonnig, morgens noch kühl, aber genau richtig, um wieder draußen am großen Holztisch Platz zu nehmen, wo wir schon 2024 so viel Freude hatten am kreativen Schaffen.

Nach dem ersten Kennenlernen und einem Heißgetränk ging es auch direkt los: Skizzenbücher und Farben raus und einfach drauflos. Manche unter uns waren malgeübt, andere wagten erste Schritte nach langer Mal-Abstinenz. In der Gruppe war es leicht, sich hier und da was anzuschauen, und Antje und ich assistierten, wo Fragen waren.

Antje unterstützte beim Aquarellmalen, ich hatte meine Gouachefarben dabei und lud dazu ein, mit denen zu experimentieren, worauf sich auch ein paar „Mutige“ einließen – denn eigentlich ist Gouache ein sehr verzeihendes Mal-Medium, das einem den Einstieg leicht macht. Sie ist nur ziemlich anders als Aquarell – und unbedingt eine Erkundung wert.

Unser Ziel war es, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen mit Malen. Nach dem Mittagessen brachen wir also von der Obstscheune auf in die Felder rings um den Ort Tätendorf-Eppensen. Die Landschaft ist agrarisch geprägt, viele Felder mit wenigen Feldholzinseln. Wälder gibt es auch, aber die waren dieses Mal nicht unser Ziel. Der Raps lockte mit seinem fantastischen Gelb und wollte festgehalten werden im Skizzenbuch.

 

 

 

 

 

An diesem Tag bestand die Herausforderung darin, einen Platz zu finden, wo wir etwas Schatten hätten und gleichzeitig eine gute Aussicht auf ein Rapsfeld. Nach einem kurzen Spaziergang wurden wir schließlich fündig und ließen uns nieder mit unseren Hockern, Stühlen und Kissen.

Fürs Draußenmalen ein gut zu handhabendes Plein-Air-Setup zu finden, sodass man es bequem und mit Spaß eine längere Weile malend aushalten kann, ist eine weitere Herausforderung. Ich hatte mir für diesen Zweck als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk ein StablO-Maltablet geschenkt. Das lässt sich auf ein Stativ schrauben oder auf den Schoß nehmen, hat eine magnetische Fläche für den Malkasten, Einsteckplätze für Wasserbecher- oder Pinselhalter und ist so präpariert, dass man ein Skizzenbuch fest darin verankern kann. Es hat sich als perfektes Utensil fürs Draußenmalen erwiesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beziehen kann man das gute Stück aus wunderbar verarbeitetem Holz über https://www.stablo.fr (produziert in Frankreich).

Eine Anmerkung noch zum Draußenmalen: Wenn auch nur die leiseste Ahnung von Sonne scheint, achte gut auf Sonnenschutz. Eincremen, Kopf und Nacken und das Gesicht schützen. Das Malen hat die Tücke, dass man leicht die Zeit vergisst, und schwupps! Ist es passiert und du hast einen Sonnenbrand.

Eine weitere Herausforderung beim Draußenmalen: die wechselnden Lichtverhältnisse. Wir hatten uns bei hellem Sonnenschein niedergelassen. Mitten während des Malens zog sich die Wolkendecke zu und das Licht veränderte sich. Keine Spur mehr von diesen klaren Schatten, die es vorher gab.

Mein Learning daraus fürs Malen mit Gouache: Zuerst die dunkelsten Schatten anlegen – und am besten ein Foto von der Szenerie machen oder sich gut einprägen, wo die hellsten Lichter waren.

Ein Highlight schon an diesem Nachmittag: Einer unserer Teilnehmer hatte ausgesprochen gute Kenntnisse in Ornithologie und konnte uns ganz viele verschiedene Arten aufzeigen, ob am Gesang oder nach Sichtung. So fanden sich in unserer Umgebung Schwarzkehlchen, Feldlerchen, Goldammern und vieles mehr.

Mit gefüllten Skizzenbüchern und Herzen kehrten wir am späten Nachmittag zur Obstscheune zurück und beendeten die Exkursion für diesen Tag.

Am Abend starteten Antje und ich noch einmal in die Rapsfelder in der Umgebung und überlegten, wie es am nächsten Tag weitergehen sollte. Die Wetteraussichten waren nicht sehr vielversprechend. Es sollte kälter und windig werden.

Tag 2: Sonntag

Der Wetterbericht irrte nicht. Es war kalt und es war windig. Kein Gedanke daran, wieder draußen bei der Obstscheune zu sitzen. Ich hatte am frühen Morgen die Umgebung nach einer windgeschützten Stelle abgesucht, wo wir uns gut aufhalten könnten, und fand den Sportplatz im Ort, umgeben von einem baumbewachsenen Erdwall, der ausreichend Windschutz bot.

Inspiration fürs Malen sollte an diesem Morgen Flora und Fauna der unmittelbaren Umgebung dienen und so schwärmten alle aus, um sich von etwas Blühendem oder Krabbelnden inspirieren zu lassen.

Wir fanden Ginster, Sternmiere, Schöllkraut, Löwenzahn, Espen, Kuckuckslichtnelken, Weißdorn, Kastanienblüten und vieles mehr.

Wusstest du, dass viele Pflanzen anhand von Farben den Insekten anzeigen, ob die Blüten bestäubt sind oder nicht? Wir fanden dies beim Weißdorn, dessen frische Blütenstempel pinkfarben erscheinen, die abgeernteten jedoch grau. Und die farbigen Flecken auf den Kronblättern von Kastanienblüten sind im unbestäubten Zustand gelb und verfärben sich dann pink, bevor die Blüten abfallen.

Vor dem Sportplatz fiel gleich eine große Stelle auf, an der verbranntes Holz lag vermischt mit Erde – Überreste eines Osterfeuers, wie wir vermuteten. Zahlreiche verkohlte kleine Äste lagen da herum: der Platz schenkte uns Zeichenkohle! Die musste ich ausprobieren!

 

 

Daneben sammelten wir Pflanzen, die wir zeichnen würden, und der Biologe in unseren Reihen erklärte uns allerhand krabbelndes Getier, aber wieder und wieder auch Vogelstimmen, die wir hören könnten.

Trotz des starken und kalten Nordwinds und der sich nur sporadisch zeigenden Sonne ließ es sich an diesem Platz wunderbar aushalten und wir verbrachten den kompletten Vormittag dort, bis wir gegen 13 Uhr wieder in die Obstscheune zurückkehrten.

Wir hatten Glück und fanden für unsere doch recht große Gruppe zwei benachbarte Tische im Innenraum. Nachdem wir uns mit Suppe, Salat und Kartoffelpuffern gestärkt hatten, blieben wir einfach dort und breiteten unsere Malsachen aus. Antje lud zum Malen von Äpfeln ein und an meinem Tisch ging es ums „gefühlte Malen“: Malen mit allen Sinnen.

Wie fühlt sich der Stift an, wenn er übers Papier gleitet? Geht das leicht oder ist da ein Widerstand? Wie riecht das Malmaterial womöglich? Wie liegt ein Stift in der Hand? Wie fühlt sich die eine Bewegung im Gegensatz zur anderen an?

Mit Spuren und Farben füllten sich die vorbereiteten Papiere und nach dem Ablösen des Klebenbands hatten alle zwei kleine abstrakte Bilder in der Hand.

Gegen 15 Uhr beendeten wir das kreative Beisammensein. Die ersten brachen auf, die ein längere Strecke zu fahren hatten. Manche waren aus Bielefeld angereist, aus Oldenburg und Osnabrück, andere aus Halle an der Saale, und auch ich hatte noch 3 Stunden Wegstrecke bis nach Hause.

Vorm Abschied legten alle ihre Skizzenbücher auf den großen Tisch. Es war solch eine Freude zu sehen, was da alles entstanden war in diesen beiden Tagen.

Und noch viel wunderbarer war es, das Lächeln auf den Gesichtern der Teilnehmenden zu sehen. Es war ihnen anzumerken, dass sie erfüllt waren von den Erlebnissen der beiden Tage. Und wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, so war es das eine oder andere Tränchen, das beim Abschied floss.

Malen verbindet! Das Wochenende in der Lüneburger Heide hat das wieder einmal aufs Schönste bewiesen.

Du gehst hin mit deinen Malsachen und deiner Vorfreude und kommst mit einem gefüllten Skizzenbuch und noch erfüllterem Herzen und neuen Freunden wieder nach Hause.

 

 

 

 

 

 

Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr, denn da werden wir uns wieder in der Lüneburger Heide treffen, dann vielleicht in Hössering im Museumsdorf.

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Antje und ich, wir würden uns freuen, dich dann in unserer bunten Runde begrüßen zu dürfen!

Bis nächstes Jahr beim Frühlingsmalen in der Lüneburger Heide!