Dieses Bild ist ein Quantensprung für mich!

Es bedeutet für mich einen echten „Sprung“ in der Entwicklung, und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht:

als Künstlerin UND als Mensch.

Womit fange ich an? 

Beim Menschen am besten, also bei mir.

2017 musste ich für meine erste Verlagspublikation („Echt genial! Clevere Erfindungen aus Hessen“) Antorinnenfotos anfertigen lassen. Der Verlag wollte mein Konterfei auf die Rückseite drucken. ICH sollte mich fotografieren lassen! Da ging es nicht mal eben einen Schnappschuss, dem ich nicht ausweichen konnte. Ich sollte vor der Kamera posieren – und dann auch noch allein. Ich als die Hauptperson. Und dabei lächeln! Das war für mich kaum zu er­tragen.

In Heike Stockhardt fand ich eine sehr ein­fühlende und annehmende Foto­grafin, die es schaffte, mich in Laufe des Shootings etwas auf­zulockern und die mich hier und da sogar zum Lächeln brachte. Das Buch, für das ich die Bilder brauchte, war ver­mittelt worden von meinem wunderbaren Agenten Gerald Drews, dessen Vorschlag, mich in seiner Agentur unter Vertrag zu nehmen, ich zuerst als Scherz abtat. Ich dachte ernsthaft, er wollte mich veräppeln!

Ich glaube, daran kannst du leicht ermessen, wie viel ich damals von mir selbst hielt.

Heute trete ich ohne Zögern live und öffentlich auf Facebook auf, halte mein Gesicht in die Kamera, als wäre das das Natürlichste der Welt – und ich zeichne Selbstporträts, die ich dann auch noch öffentlich zeige!

Mich fotografieren zu lassen und die Fotos gut zu finden, war der eine Schritt, Fotos von wir selbst zu machen ein ganz anderer. Diese Selfies dann noch einmal genau zu betrachten, den Stift in die Hand zu nehmen und damit eine Zeichnung anzufertigen, die dann auch noch Ähnlichkeit mit mir hat, das ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Denn das bedeutet, mich mit dem Gesicht, das ich bis vor wenigen Jahren noch nicht einmal in Spiegel anschauen wollte, ganz genau auseinanderzusetzen, mit der Form der Augen, der Farbe und Textur der Haut, mit all den Falten und Asymme­trien, die ich so tagtäglich gar nicht mehr wahrnehme.

Es hat (nur) 4 Jahre gedauert, diese unglaubliche Veränderung zu bewirken.

Indem ich die Schritte gegangen bin:

Zum Buch zum Agenturvertrag zur Fotografin zum Malkurs zur eigenen Malschule zu den Online-Angeboten zur Kreasphäre.

Ich bin die Schritte gegangen.

Niemand sonst.

Dasselbe ist wahr für die Künstlerin. Hier vollzog sich der Quantensprung sogar noch etwas schneller.

Bis vor einem Jahr hätte ich noch geschworen, ich könne nicht zeichnen. Ja, okay, ich war in der Lage, einen schrägen Vogel zu Papier zu bringen, und verstand, was Fluchtlinien sind, aber ein Tier, eine Pflanze, eine Stadtansicht oder sogar ein Gesicht so zu skizzieren, dass auch unvoreingenommene Betrachter erkennen konnten, was da auf dem Blatt zu sehen war, das lag außerhalb meiner Fertigkeiten.

Und dann entdeckte ich Tricks.

Genau genommen ging ich gezielt auf die Suche. Ich wollte ja so gern zeichnen. Nicht unbedingt fotorealistisch, aber doch so, dass Erkennbares herauskam – und ich nicht stundenlang mit Bleistift und Radiergummi hantieren musste. Locker sollte es nicht nur aussehen, sondern auch von der Hand gehen.

Tricks und der eine oder andere Online-Kurs brachten mich soweit.

Stopp.

Die Tricks und die Kurse brachten mich soweit? Nein! Es war die Übung, das Wiederholen, das Vorführen auch, was ich begriffen hatte – ich bin so eine, die lernt, wenn sie lehrt!

Wieder bin ich Schritte gegangen,

… einen nach dem anderen. Eignete mir die Fertigkeiten an, übte das Hinschauen, übte das Zeichnen – et voilà: da ist nun dieses Selbstbildnis auf dem Papier, das jeder sofort – und unverkennbar – als ein Abbild von mir erkennt.

Ja, Wahnsinn!

Ein Quantensprung

… folgt auf lauter kleine Schritte. Und die kannst nur du allein gehen. Die nimmt dir niemand ab. Er gibt da keine Abkürzung. Wenn du etwas erreichen willst, dann gehst du die Schritte. Einen nach dem anderen. Du bist heute einen Schritt von dort entfernt, wo du gestern warst. Wenn du vor einem Jahr losgegangen bist, bist du heute 365 Schritte vom Aus­gangspunkt entfernt.

Das siehst du aber nur, wenn du zurückschaust auf deinen Weg. Wenn du gerade den nächsten Schritt gehst, dann siehst du das nicht. Deshalb finde ich es ganz wichtig, ab und zu mal innezuhalten und nach rückwärts zu schauen auf all die Schritte, die schon hinter mir liegen. Erst dadurch ist er mir überhaupt klar geworden, der Quantensprung!

(Was aber nicht heißt, dass ich ab sofort stehenbleibe. Auf gar keinen Fall. Das Leben hat noch viele solcher Quantensprünge für mich in petto. Also gebe ich weiter.)

Wie ist es mir dir? 

Kannst du solche Quantensprünge in deinem Leben ausmachen?

Manche zeigen sich schneller, andere brauchen länger.

Aber sei gewiss: es passiert bereits. Darauf kannst du vertrauen. Denn du bist auf dem Weg!

Geh weiter!

Sagt Andrea vom Atelier am Rain