Lobrede aufs tägliche Zeichnen

Üben?

Fand ich als Kind gruselig! Tonleitern, Griffe auf der Gitarre, Vokabeln, und und und. Was gab es nicht alles zu üben?

Gemacht hab ich’s, weil ich gute Noten wollte oder das Lob der Eltern.

Üben … kann auch richtig Spaß machen, wenn du das übst, was du wirklich willst.

Sei es Yoga, Ukulele, Zeichnen, Joggen, Tischtennis spielen, Bildhauern, Stricken, Klavierspielen, Malen, und und und. Vielleicht sogar Vokabeln.

Wenn du etwas wirklich wirklich willst, dann kann das Üben und Lernen Wunder vollbringen.

Was ich nie lernen wollte und jetzt doch kann

Ja, ich wollte zeichnen lernen. Seit ich das erste Mal nach vielen Jahren zwecks Happy Painting wieder einen Stift in die Hand genommen habe, wollte ich zeichnen lernen.

Vielleicht glaubst du es mir nicht, aber ich habe mich in den ersten Wochen bei Happy Painting voll geschämt, weil ich keinen Vogel zeichnen konnte. Bei aller Fröhlichkeit, was die Farben anging, dass ich die Formen nicht aufs Papier brachte, sodass sie mir auch gefielen, machte mich verrückt.

Zuerst suchte ich mein Heil in der abstrakten Malerei: Mixed Media, viele Schichten, ganz bunt und mit viel Textur … und auf einmal verlangte ein Tutorial in einem Jahreskurs von mir, dass ich ein Gesicht im Profil zeichnete.

Schluck.

Es sah grässlich aus.
Und das stachelte mich an.

Ich wollte Gesichter zeichnen.

Solche, die auch als Gesichter erkennbar waren.

Du kennst das Sprichwort: Der Wille versetzt Berge?

Es ist so – solange du dir nicht vornimmst, den ganzen Berg auf einmal zu versetzen. Tu es Stein für Stein und du erreichst, was du willst.

Ich suchte Kurse, die mich „einfach“ ans Ziel bringen würden. Die gibt’s natürlich nicht. Es gibt keine Abkürzungen. Wenn du Berge versetzen willst, kannst du auch nicht sagen: okay, diese Steine da überspringe ich mal. Das klappt nicht.

Was aber klappt, ist an verschiedenen Stellen ansetzen.
Wenn dir die eine Nordseite langweilig wird oder kalt, geh auf die Südseite.
Wenn du da lang genug Steine geschleppt hast, ist es vielleicht nötig, dass du auf die Ostseite zu Steineschleppen gehen musst, weil dort sonst etwas abbricht. Also stützt du da ab und tust, was jetzt dran ist.

Auf diese Weise fand ich Malkurse, Tutorials, Lehrer:innen der verschiedensten Arten, hier und da auch welche, die auf den ersten Blick vielleicht wegführten vom eigentlichen Ziel.

Das waren dann die Stützen auf der Ostseite, um mal im Berg-Bild zu bleiben.

Täglich kreativ sein

Das ist am Ende der Schlüssel zum Erfolg. Du bleibst dran, schleppst weiter Tag für Tag deine Steine, schaust, wo du als nächstes abtragen musst, damit du deinem Ziel näherkommst.

Tag für Tag.
Stein für Stein.
Strich für Strich.

Auf diese Weise bleiben deine Muskeln geschmeidig und es fällt leicht, den nächsten Stein zu tragen. Wenn du auslässt und Pause machst, gibt das Muskelkater. Oder Selbstzweifel. Die Angst, es nicht zu schaffen. Weil es so anstrengend ist, wieder neu anzusetzen.

Tägliche Übung hält dich im Fluss, und es ist ganz leicht, den nächsten Stein zu versetzen.

Bis der ganze Berg an anderer Stelle steht und du eine Landschaft gebaut hast, von der du, als du angefangen hast, noch gar keine Ahnung hattest. Nicht die geringste.

Es fühlt sich gut an. Jetzt weißt du, du kannst alles schaffen.

Ich wünschte, ich könnte so zeichnen!

Kannst du, wenn du das wirklich wirklich willst.

Das ist keine unlautere Prophezeiung, das ist ein Versprechen. Denn ich weiß, dass es zutrifft. Was auch immer du willst, kannst du auch erreichen (außer, es liegen ganz widrige Umstände vor). Denn wenn du es willst, unternimmst du die Schritte, die notwendig sind.

Welchen Berg möchtest du versetzen?

Ich wünsche dir frohes Steineschleppen. Du kannst das, wenn du nur ausreichend willst.

Andrea vom Atelier am Rain