Die Gedanken sind frei …

… und sie bringen dich um, wenn du sie lässt.

Mit den Dingern muss man höllisch vorsichtig sein! Ich bin so dankbar, gelernt zu haben, meinen Gedanken keine Macht über mich zu gewähren, dass ich daraus einen Dankbarkeitszettel für meine Sammelbox gemacht habe – zum immer wieder Drauschauen.

Neulich in der Nacht war diese Fähigkeit bitter nötig. Ich hatte undefinierbare Schmer­zen im Rücken und manchmal zog es auch im Bauch. Beides rechtsseitig. Ich machte Yogaübungen, wärmte die Stellen, aber so richtig wollte es nicht besser werden. Geschlafen habe ich in diesen Nächten so leidlich, mal besser mal schlechter. Eines Nachts wachte ich mit Blasendruck auf. Ich war verschwitzt und hatte ziemliche Schmerzen. Die waren auch nach dem Toilettengang nicht besser.

Schon ging es los, das Kopfkino: Was, wenn…? Ich tastete die Bauchdecke ab, nichts, außer das Ziepen rückseitig, wenn ich flach auf dem Rücken flach lag. Das Schwitzen beunruhigte mich. (Ich hatte auch am Tag geschwitzt, als ich in der Stadt Besorgungen gemacht hatte.) Was, wenn ich einen entzündeten Blinddarm hatte? Was, wenn der jeden Moment durchbricht? Nochmals tastete ich die Stellen ab, die ich mal gehört hatte. Nichts. Die Schmerzen wurden drängender, brennend irgendwie, jetzt auch vorn im Bauch, wenn ich auf der Seite lag. Ich würde den Notarzt alarmieren müssen. Oder konnte ich den Schatz wecken, damit er mich fuhr? Ich erwartete, dass jeden Moment etwas platzte in meinem Bauch. Würde er mir Sachen einpacken können? Würde er überhaupt etwas finden in meinem Schrank? Ich würde das Tablet brauchen und mein Schreibzeug im Krankenhaus. Wahrscheinlich würden sie mich sofort operieren. Ich musste eine Bekannte anrufen, mit der ich zum Telefonieren verabredet war, und ihr absagen, meinem Verein Bescheid geben. Ich sollte lieber meine Mutter damit beauftragen, mir die Wäsche einzupacken. Wenn doch nur Tag wäre! Oder sollte ich selbst schon mal meine Tasche packen und zum Krankenhaus fahren? Stärker und stärker brannten die Schmerzen.

Bis ich Stopp sagte!

Ich wusste genau, was ich mir damit an­tat, diese Gedanken zuzulassen. Wenn ich mich weiter in diesem Karussell drehte, würde es unweigerlich dazu führen, dass sich genau das realisierte: ich würde im Krankenhaus landen! Also beschloss ich, ruhig zu atmen und mich auf die Geräusche zu konzentrieren, die der Schatz im Schlaf machte. Auf die Fingerspitzen konzentrierte ich mich, eine nach der anderen.

Den Schmerz spürte ich rasch nicht mehr, und ich schlief ein. Als ich das nächste Mal wach wurde, beschloss ich, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen, um abchecken zu lassen, was da los ist, konzentrierte mich wieder auf nicht schmerzende Teile meines Kör­pers und schlief weiter, bis ich um fünf Uhr in der Früh wieder aufs Klo musste. Nun fand in keine angenehme Liege­position mehr und stand auf. Im Wachen und im Stehen klemmte es hier und da, im Sitzen auch, aber das war kein Ver­gleich zu der Intensität, die meine Schmerzen in der Nacht gehabt hatten, mit all den Gedanken darauf und drumherum. Als wäre die Energie, die ich auf das Den­ken an den Schmerz und die Folgen ver­wendet hatte, Zunder für das Schmerzempfinden gewesen.

Gedanken sind Energie

Und sie machen, dass ich mich wohl fühle oder reif für die Kiste, wahlweise für die Klapse. Deshalb sage ich mir lieber: “Ich bin gesund und es geht mir Tag für Tag besser!“ Mit dieser Denkalternative lebt es sich leichter als mit Ogottogottogott und Drama! Was, wenn einfach nur ein Furz quer hing? Tatsächlich hat meine Verdauung nach 10 Tagen Fasten ein paar Anlaufschwierigkeiten. Das mit den Schwitzen gab mir dennoch zu denken, also bin ich dann doch zu meinem Hausarzt gegangen und habe das abchecken lassen. Bis dahin lenkte ich mich mit Malen, Spazieren gehen und Weihnachtspäckchen packen vom Ziehen und Ziepen ab.
Und tatsächlich: es war nichts – außer ein paar muskulärer Verspannungen. Ich sollte mir doch langsam angewöhnen, einen Einkaufswagen zu benutzen.

Lang lebe die Kraft der Gedanken. Mögest du diese Macht immer zu deinem Nutzen einsetzen, niemals gegen dich.

Deine Andrea