Welches Talent hast du vergessen?

Vergessene, vernachlässigte, verdrängte, verkannte, vergrabene, verschwiegene, verachtete, versteckte, verleugnete … welches sind deine VER-Talente?

Wir alle stechen so volle Potenzial, so voller Möglichkeiten, Vorlieben, Fähigkeiten auch, aber nutzen wir das alles? Oder beschränken wir uns auf weniges davon, lassen gar ganz davon ab, weil wir uns ein- und unterordnen und dies oder jene oder alle Talente einfach gerade nicht passen?

Wie ist das bei dir?
Hast du solche Talente, Fähigkeiten, Vorlieben, die du gerade VER … was auch immer : -steckst, -nachlässigst, -gessen hast, -leugnest?

Alte Talente ausgraben

Die Idee, mich diesem Thema zu widmen, kam mir gestern, als ich für den Jahreskurs KREASPHÄRE22 filmte (klick hier für alle Infos dazu). Ich nähte einen Buchblock und gestaltete ein Buchcover, fügte beides schließlich zu einem richtigen kleinen Sketchbook zusammen. Alles andere als perfekt natürlich, aber ich genoss es sehr, mit den Händen zu werkeln und am Ende ein fertiges Buch vor mir zu haben.

Buchbinden habe ich schon immer geliebt.

Soll ich dir was sagen? In meiner Zeit als Bibliothekarin hatte ich sogar eine neue Ausbildung begin­nen wollen: als Buchbinderin. Ich fuhr zu einem Vorstellungsgespräch nach Berlin, sie hätten mich genommen – aber es wurde nichts draus. Ich machte einen Rückzieher.

Ferz im Kopp! So nannte ich das, weil mehr Mut dazugehört hätte, diesen Weg zu gehen, als ich damals hätte aufbieten können. Mit „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ redete ich mir das Ganze aus.

Und vernachlässigte diese Vorliebe fürs Arbeiten mit Papier und Büchern und kehrte an meinen Computerarbeitsplatz zurück.

Was ist dein „altes Talent“?

Als ob Talente alt werden könnten!

Hast du auch so etwas, das du liebst und das dir gerade fehlt? Manche unserer Talente traten schon in Kinder­tagen ans Licht, andere erst viel später. Wieder andere Potenziale kennen wir auch als Erwachsene noch nicht. Die machen sich nur hin und wie­der in dem unterschwelligen Ge­fühl bemerkbar, dass da noch mehr ist, noch viel mehr in uns steckt.

Diesen Vorlieben und Fähigkeiten zu kennen und zu schätzen, finde ich sehr wichtig. Sie machen uns zu dem, was ur, sind: Individuen mit ganz einzigartigen Kombinationen verschiedener Fähigkeiten, die dich komplett glücklich machen können. Wenn sie integriert sind. In dein Leben. Wenn du sie achtest und ihnen einen Platz einräumst.

In den letzten Jahren habe ich viel von meinen eigenen Talenten integrieren können: was ich schon als Kind geliebt habe (zu malen), was ich mir in den Berufsjahren angeeignet hatte (die technischen Fertigkeiten rund ums Internet), was mir so leicht fiel (das Schreiben) und so unendlich viel Freude bereitete (wie das Buchbinden). Schließlich auch etwas, was erst jetzt so richtig ans Licht kommt: die Fähigkeit, Menschen mit denselben Vorlieben und Potenzialen zusammenzubringen (in einem virtuellen Raum wie der Kreasphäre).

Seine Talente zu miss- oder gar zu ver­achten, kann ganz schön nach hinten losgehen. So oft sendet uns das Brötchenverdienenmüssen in Situationen und Jobs, die unseren Potenzialen nicht ent- oder sogar wider­sprechen. Wenn dann auch in der Freizeit kein Platz da ist (oder dir vor lauter Brötchenverdienenmüssen die Kraft dazu fehlt), um deinen Neigungen nachzu­geben und Dinge zu tun, die dir wirklich etwas geben, die dich nähren und die in dir eine ganz besondere Saite anschlagen und die reine Freude sind (Stichwort: Resonanz), dann wirst du langfristig krank. Oder stumpfst völlig ab, fühlst dich nutzlos und unglücklich, wirst depressiv.

Auf der anderen Seite dieses Pendels kann es sehr herausfordernd sein und sogar überfordern, all seine Vor­lieben und Talente ins Leben zu integrieren. Ganz schnell ist dein Tag von morgens bis abends vollgepackt mit all den Sachen, die du so gern machst, und dann wirst du krank, weil du dich vor lauter Ideen selbst überholst und nicht mehr weißt, wo du anfangen sollst. Ja, auch die eigenen Potenziale und Neigungen können einen nah an den Abgrund führen und todunglücklich machen.

Was ich hier genannt habe, sind beides Extreme – und wie immer gibt es die goldene Mitte. Um die zu finden, heißt es: sortieren, priorisieren, nicht alles auf einmal machen. Es geht auch „heute dies, morgen das“. Das ist durchaus möglich und vor allem erlaubt!

Vergiss Entweder-Oder. Du musst dich nicht für oder gegen eines deiner Talente entscheiden. Tu einfach das, wonach dir gerade ist. In jedem Fall: Bring so viele von denen VER-Talenten in deinen Tag wie nur möglich. Oder, weil es so ein schöner Satz ist: Tu mehr von dem, was du wirklich liebst.

Dann kannst du das Ver- vor deinen Talenten allmählich streichen und sie stolz anschauen: Guck mal, das alles kann ich!

Talente aufspüren

Wie wäre das? Nimm dir mal ein paar Minuten Zeit und schreib dir auf, was du in deinem Leben, in den verschiedenen Abschnitten gern gemacht hast und was du ganz allgemein liebst zu tun. Vielleicht hast du es, als deine Kinder noch ganz klein war, geliebt, dich mit ihnen im Spiel zu beschäftigen. Das geht heute nicht mehr, weil deine eigenen Kinder längst erwachsen sind. Aber vielleicht kannst du dich (nach dem großen C) mal hier und da als Babysitter betätigen?

Was auch immer dir ganz automatisch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ist dein Talent. Spür hin, während du deine Liste schreibst. Wobei verkrampft sich dein Bauch? Das streich gleich von der Liste. Das ist nix für dich. Wobei aber spürst du ein Gefühl von Wärme, von Weite, von Verliebtsein, wobei fängt es in dir an zu sprudeln, wenn du nur daran denkst?

Das tu.
So bald wie möglich. So oft wie möglich. Und wenn es nur einmal im Monat ist.

Tu es dir zuliebe!

Und mach aus deinem VER-Talent ein echtes Vergnügen!

Das wünsch ich dir!

Andrea vom Atelier am Rain

Hast du Lust, mir bei meinem Talent über die Schulter zu schauen?

Zu meinem vergessenen Talent Buchbinden nehme ich dich in den folgenden Videos mit, wenn du magst. Schau dir an, wie der einfachste Bucheinband der Welt entsteht. Vielleicht macht er dir Lust und du entdeckst an dir ein neues Potenzial?

Dieses und noch viele andere „Technik“-Videos sind übrigens Bestandteil des Vor-Kurses zum Jahreskurs KREASPHÄRE22, der dir sofort nach dem Kauf ab dem 1. Februar 2022 freigeschaltet wird.

Und jetzt: Viel Spaß beim Zuschauen!

Video 1: Buchcover außen gestalten

Video 2: Gummibändsel befestigen, Buchblock einhängen, Tasche einkleben

Buchcover von außen
Das fertige Sketchbook von innen