Die zweite Woche beginnt und wir starten mit: Sitzen und träumen …
… und das SEIN üben, das machen wir heute.
Erinnerst du dich an den zweiten Tag? Als wir darüber sprachen, dass alles mit DIR beginnt? Deine Worte, deine Entscheidungen, deine Handlungen, deine Kunst, dein Leben?
Darauf wollen wir uns heute einmal voll und ganz konzentrieren – und schauen, was da kommt. Konkret bedeutet das: du sitzt vor deinem kreativen Projekt und schaust es 5 Minuten lang an. Du nimmst es nur deshalb in die Hand, weil du es ausbreiten wirst und vor dir auf den Tisch lagen (oder an die Wand hängen oder wo auch immer du es sonst bearbeitest).
Nur gucken, nichts machen! NIKSEN, Dolce far niente, hygge, Nichtstun. Nur sein!
Das kommt dir komisch vor, oder?
Ehrlich gesagt, mir auch. Ich dachte aber, nachdem wir gestern so viel über das SEIN gesprochen haben und mir dieses Zitat in den Sinn kam über die „human doings“, könnten wir das doch direkt mal probieren.
Mir selbst fällt das unglaublich schwer, Dinge nur auf mich wirken zu lassen, ohne an ihnen herumzuwerkeln. Ich kann auch kaum bei Filmen stillsitzen. Entweder streichle ich dann die Katze dabei oder ich stricke ein paar Socken oder ich doodle in mein Notizbuch.
Dabei war ich früher als Kind eine echte Tagträumerin. Ich hätte stundenlang die Wolken anschauen können und mir Geschichten ausdenken, wenn nicht irgendwann das Sichnützlichmachen dazwischen gekommen wäre. Wahrscheinlich liebe ich es deshalb, lange Strecken mit dem Zug zu fahren. Dabei ist es vollkommen in Ordnung, wenn mal einfach nur sitze und die Landschaft an mir vorbeiziehen lasse.
Es wird also auch für mich eine harte Herausforderung heute sein, nur still dazusitzen und mein Leporello zu betrachten.
Vielleicht ist das bei dir aber auch ganz anders und du bist schon sehr geübt darin.
In dieser Zeit werde ich mir ein paar Fragen stellen:
Mit diesen Fragen im Kopf komme ich mir wenigstens nicht völlig untätig vor! *lach
Scherz beiseite: es geht heute darum, das eigene SEIN zu spüren und in eine körperliche, intuitive Beziehung mit deinem Werkstück zu treten. Die Fragen oben dienen als Reizpunkte. Sie sollen unsere Vorstellungskraft anstacheln. Während die Frage in dir wirkt, beobachte bitte deinen Körper. Wo zeigt sich dort eine Reaktion? Welche Antwort auf diese Fragen geht mit dir in eine harmonische – oder gar anregende – Resonanz? Auf welche Pfade führt dich deine Fantasie in diesen 5 Minuten?
Auch heute kannst du dir, um die 5 Minuten abzumessen, wieder einen Küchentimer stellen, der tickend die Sekunden herunterzählt, oder du schaltest dir ein Musikstück ein.
Ich wette, in den vergangenen 5 Minuten hat sich viel kreative Energie aufgestaut. Die bauen wir jetzt in einem Schreibsprint ab. Stell deinen Küchentimer erneut auf 5 Minuten und schreib drauflos, wie sich das Nichtstun angefühlt hat. Welche Empfindungen hast du wo in deinem Körper wahrgenommen? Welche Gefühle sind aufgetaucht, welche Gedanken sind dir durch den Kopf geschossen?
Trau dich und sei hier absolut ehrlich zu deinem Notizbuch, will sagen: zu dir selbst. In den Reaktionen unseres Körpers liegt die Wahrheit über uns selbst. Diese gut lesen zu können, ist ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu authentischer Kunst – und ebenso authentischem Leben.
Viel Freude mit deiner Kreativität!
Genieße die Zeit mit dir selbst und mit deinem kreativen Projekt. Lass diese 5 Minuten des Tages etwas ganz Besonderes sein. Schätze dich und danke dir selbst dafür, ganz egal, wie dein Projekt verläuft oder was daraus am Ende wird. Es zählt nur dies: dass du tust – bzw. in unserem heutigen Impuls: nicht tust!