„Jedes Kind ist ein Künstler. Die Schwierigkeit besteht darin, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird.“
Pablo Picasso
Wie viel von diesem mutigen, widen Kind steckt noch in dir, das beherzt zu den Wachsmalkreiden griff und Tisch und Wände bunt anmalte, bis es zufrieden war?
Wie viel von diesem kreativen Exzess erlaubst du dir heute noch?
„Du malst wie ein Kind“, sagte mir neulich eine Bekannte, habe ihr Freund zu ihr gesagt – und sie habe sich geschämt und damit für sich beschlossen, das Malen lieber zu lassen.
„Du malst wie ein Kind“ – ist eigentlich ein Kompliment. Kinder malen die Dinge so, wie sie glauben, dass sie gemalt werden müssen, wie sie in ihrer eigenen Vorstellungswelt leben. Und wenn ein Hase drei Ohren hat auf einem Bild, erzählt dir das Kind dazu die passende Geschichte, warum dieser Hase – entgegen dem Wissen eines Erwachsenen – drei Ohren hat.
Das Wissen von uns Erwachsener ist das eigentliche Problem. Es mischt sich dauernd ein und verhindert, dass wir uns trauen, die Dinge so zu malen, wie wir glauben, dass sie gemalt werden müssen. Wir versuchen stattdessen, sie so zu malen, wie wir wissen, dass sie sind. Wir vertrauen da nicht einmal unseren Augen. Sogar ins Betrachten mischt sich der Verstand ein und ergänzt, was er nun einmal weiß. Damit stehen wir unseren Zeichnungen und Bildern jedoch oft im Weg. Denn was wir von einem Objekt wissen, ist oftmals gar nicht zu sehen – und schon gerät das Bild irgendwie komisch, obwohl du verstandesmäßig alles „richtig“ gemalt hast.
Mein Mal impuls heute für dich – natürlich nur, wenn du Lust hast: Male einen Baum oder eine Blume oder ein Menschlein oder einen Hund, wie du es als Kind getan hättest: indem du den Baum, die Blume, das Menschlein oder den Hund so malst, wie du glaubst, dass er gemalt werden muss.
Ich lade dich ein, diesen kindlichen Kreativschwung in eine 5minütige Schreibsession mitzunehmen. Schreib doch einmal darüber, wie dein Tag aussähe, wenn das Kind in dir weiter das Sagen hätte, wenn es darum ginge, so viel Spaß und Freude und Abenteuerlust in einem Tag unterzubringen, wie das nur möglich ist.
Was würdest du tun? Womit würdest du dich beschäftigen? Was hat dir als Kind die größte Freude bereitet? Womit konntest du dich ohne Unterbrechung beschäftigen?
Lass dich überraschen von deiner eigenen Erinnerung. Im Schreiben kommen oft Dinge ans Licht, die wir komplett vergessen hatten. Auch das kann ein Abenteuer sein.